Ehemalige Amtsapotheke

Burgstraße 10, Die ehemalige Amtsapotheke

Die ehemalige Amtsapotheke in der Burgstraße 10, ursprünglich Langgasse 10, wurde, was den barocken Fachwerk-Baukörper betrifft, 1680 erbaut und diente einem Amtmann als Wohnung. 1768 wurde das Gebäude per Dekret durch Christian Ludwig Graf zu Wied-Runkel zum Justizgebäude erklärt.

1( Da die Apotheke in dem gegenüberliegenden Haus Burgstraße 25 gemäß dem neuen Medizinaledikt von 1818 den Anforderungen nicht mehr entsprach, zog die Apotheke in das Justizgebäude Burgstraße 10 um. Gleichzeitig erhielt die Apotheke gemäß dem Edikt die Bezeichnung Amtsapotheke des Amtes Runkel. Besitzer war Florenz Ammann. Da er Alkoholprobleme hatte und des Öfteren bei seinen Tätigkeiten entsprechend auffiel, übernahm 1845 der Apotheker Karl Engel aus Weilburg für 32.000 Gulden die Apotheke.)

Vermutlich sind die Gebäudeerweiterungen, die Toreinfahrt und die Ergänzung der verschieferten Etagen, dieser Zeit zuzuordnen.

1(1877 übernahm der Sohn Max  Engel die Amtsapotheke, die er bis 1914 führte und dann an den Apotheker Dr. Daniel Bruns aus Emden übergab. Nach dessen Tod 1945 kam es zu einem Rechtsstreit zwischen dem Sohn Gerd und der Witwe Bruns wegen der Nachfolge, den der Sohn zu seinen Gunsten beendete. Er verpachtete die Apotheke 1955 an Dr. Ernst Ullmann. 15 Jahre später kaufte Karl-Ernst Meister aus Diez die Apotheke, musste aber schon 1973 den Apothekendienst aufgeben, da das Gebäude inzwischen den behördlichen Anforderungen nicht mehr entsprach.)

2016 wurde im Kellergewölbe des rückwärtigen Anbaus eine noch sehr gut erhaltene Mikwe, ein jüdisches rituelles Tauchbad, unmittelbar neben der Treppe entdeckt. Da die Besitzverhältnisse des Hauses bis 1680 nachgewiesen wurden, ist davon auszugehen, dass die Nutzung der Mikwe in die Zeit vor 1680 fällt und das Gewölbe älter als das Wohnhaus und der Anbau ist. Tauchbäder wurden grundsätzlich von fließendem Wasser gespeist, also von Quellen oder vom Grundwasser. Die hier beschriebene Mikwe ist in den letzten Jahren versiegt. Ihre Sohle ist in einer Tiefe von 5 Metern. Die Wasserstände der Brunnen in unmittelbarer Nachbarschaft sind ebenfalls zurückgegangen.

Das Gewölbe hat eine Größe von 44 Quadratmetern und muss ursprünglich noch einer weiteren Aufgabe gedient haben, denn die Badkammern waren in ihrer Größe normaler Weise auf das Tauchbad begrenzt. Eine weitere Besonderheit, die einer Klärung bedarf, ist ein von Steinen eingefasstes Feld auf dem Pflaster parallel zur westlichen Wand mit einer Länge von 4 Metern und einer Breite von 1,2 Metern.

Im 15. Jahrhundert befand sich das hier beschriebene Anwesen außerhalb des engen Burgberings und nur dort war es den jüdischen Bewohnern vorbehalten zu siedeln. Es stellt sich die Frage, war die Mikwe und das Gewölbe in jüdischem Privatbesitz oder stand es der jüdischen Nachbarschaft zur Verfügung und welche jüdischen Namen stehen mit der Einrichtung in Verbindung.

Wolfgang Quaschinski



Quellennachweis
1
Wikipedia