Das Burgmannenhaus in Runkel
Die Burg Runkel galt im Mittelalter als uneinnehmbar. Das änderte sich, als die Burg im 13., hauptsächlich aber im 14. Jahrhundert nach Westen stark erweitert wurde.1
Um die Sicherheit wieder herzustellen, wurde der Burggraben (ein Relikt aus der Saaleeiszeit) ausgebaut und der Burgbering (heute Stadtmauer) errichtet. Gleichzeit wurden Burgmänner eingestellt, die mit ihrer Gefolgschaft den Schutz der Burg übernahmen. Sie unterstanden der Residenzpflicht.2
Die Burgmänner Schütz zu Holzhausen wurde mit den Burgsitzen Hinter dem Schloss im Tal und Unter Großhenne (heute Burgstraße 31) belehnt. Sie entstammten dem rheinischen Uradel und gehörten der mittelrheinischen Ritterschaft an. Sie treten erstmals 1254 urkundlich in Erscheinung.3
Der Burgsitz Unter Großhenne4 hatte einst strategische Bedeutung, da er außerhalb des engen Burgberings unmittelbar vor dem westlichen Stadttor und der dem Tor vorgelagerten Brücke, die über den Burggraben führte, errichtet war. Tor und Brücke galt es von außen gegen Angriffe zu schützen. Dazu musste der Burgsitz selbst wehrhaft sein, was aufgrund der massiven Bauweise und seiner Größe gegeben war.
1424 gilt als erster Nachweis gemäß Lehnsrevers5. Ein früherer ist an entscheidender Stelle gestört.
Vermutlich wurden der Burgsitz und der in unmittelbarer Nähe, nur vom damaligen Burggraben getrennte Wehrturm (heutiger Glockenturm), zeitgleich errichtet. Sowohl die Bauphasen als auch die Steinwahl wechselnder Steinbrüche deuten darauf hin.6
15607 werden erste umfangreiche bauliche Veränderungen vorgenommen und um 16518 wird nach dem verlorenen 30jährigen Krieg das Haus der neuen Zeit angepasst. Der heutige Keller, damals Erdgeschoss, wurde gewölbt und der Treppenturm mit Gewölbehals errichtet. Gleichzeitig wurde die Fassade zur Burgstraße mit Kuppelfenstern aufgewertet9.
Das über Jahrhunderte währende Lehnsverhältnis war in das Eigentum der zu Schütz übergegangen. 171710 erwarb das Gräfliche Haus Wied-Runkel das Anwesen zurück. Der im Obergeschoss befindliche Rittersaal wurde in mehrere Räume unterteilt.
1760 wurde die Verwaltung Wied-Runkel von Dierdorf nach Runkel verlegt und die Kanzlei-Direktoren bezogen in dem ehem. Burgmannensitz ihre Wohnungen bis 1811.
1809 und 1835 wurde das Haus jeweils versteigert und befindet sich seitdem in privatem Besitz.
Wolfgang Quaschinski
Quellennachweis:
1) Bodo Ebhardt, Deutsche Burgen, 1898, Seite 8, Verlag Ernst Wasmuth, Berlin
2) August Gerhard, Sein Gesicht und seine Geschichte …, Seite 110
3) Genealogisches Handbuch des Adels: Freiherrliche Häuser A, Bd. X, Limburg 1977
4) Fürstl. Wiedsches Archiv 53-3-6
5) Wie vor,
6) Mr. John T. Smith, FCHM London (Royal commission of history monumentals)
7) Dendochronologische Untersuchungen, Planungsbüro Tisje, Neu-Isenburg 1983
8) Wie vor und Ernst Hollstein, Rheinisches Landesmuseum Trier, 1978
9) Udo Lissem, Wissensch. Beirat Deutsche Burgenvereinigung, Marksburg
10) Fürstl. Wiedsches Archiv VI-1-1,
11) Inserate am 30.10.1835 in: Frankf. Intelligenzblatt, Oberpostamtszeitung und Frankfurter Journal